Presse

31.03.2009

Sprechende Bilder, verführerisch leicht

Stefan Göler zeigt in der Galerie von Carola Insinger Zeichnungen und Collagen.

Von Ulrich Kelber, MZ

Als „sprechende Bilder“ und „Erzählungen über Menschen“ charakterisierte Prof. Horst Sauerbruch die Arbeiten seines ehemaligen Studenten Stefan Göler. Und Erich Gohl, Gölers Weggefährte seit Münchner Akademiezeiten und heute Kunstprofessor in Augsburg, sprach jetzt am Wochenende bei seiner Eröffnungsrede in der Galerie Insinger davon, dass die Bilder seines Freundes „verführerisch leicht“ seien. Sie nähmen den Dingen ihre Schwere, aber dennoch stecke in ihnen neben „Heiterkeit auch ein Schuss Traurigkeit“.

Er wolle ohne „kunsttheoretische Verrenkungen“ auskommen, meinte Gohl, dessen Redemanuskript aus einem mit Notizen vollgekritzelten Stapel Bierfilzl bestand. Er erinnerte lieber an das 1985 gegründete „Kunst-Werk“, eine Ateliergemeinschaft, die in den ziemlich schäbigen Räumen über einer Autowaschanlage in der Regensburger Wöhrdstraße residierte. Das Gebäude ist heute verschwunden, hat einem schicken Wohnkomplex Platz gemacht.

Von GRAZ bis zur Akademie
Göler war immer dabei, wenn in der Regensburger Kunstszene Impulse gesetzt wurden – er war Mitbegründer der Künstlerinitiative „GRAZ“ und baute zusammen mit Georg Fiederer im Andreasstadel in Stadtamhof eine ambitionierte Akademie auf.

Eckpunkte in Gölers Künstlerkarriere: 1985 bekam er den „Hungertuchpreis“. Er wurde von der damaligen Galerie unter den Arkaden vergeben und war eher satirisch gemeint, sollte auf die sozialen Probleme hinweisen, mit der junge Künstler zu kämpfen haben. 2008 erhielt er dann den Kunstpreis der Rewag-Kulturstiftung und damit die Anerkennung, dass er zu den wichtigsten Künstlern der Stadt gehört.

Göler, der dieses Jahr 50. Geburtstag hat, zeigt in Distelhausen fast ausnahmslos aktuelle Arbeiten aus den letzten Monaten. Auch wenn das narrative Element nach wie vor im Mittelpunkt steht, scheinen die Bilder offener und vieldeutiger geworden zu sein. Für den Betrachter sind die Interpretationsmöglichkeiten auch deshalb viel größer geworden, weil der Künstler heute auf skripturale Akzente verzichtet, die früher vom Schlagwort bis zu briefartigen Botschaften reichen konnten.

Zeichnungen und Assemblagen
Göler begnügt sich nicht mit der Zeichnung, bei den meisten Arbeiten handelt es sich um Collagen oder um die Fläche sprengende und in den Raum strebende Assemblagen. Es entstehen Objektkästen, bei denen Papier- oder Scherenschnitte eine wichtige Rolle spielen.

Wie Inszenierungen des Schwarzen Theaters muten Gölers Bild-Arrangements an. Die einzelnen Objekte scheinen entrückt und geheimnisvoll im Raum zu schweben: Schwarze Papierhände greifen nach gezeichneten Köpfen. Surreal wird es, wenn aus den Augen neue Köpfe wachsen oder aus den Mündern lange, rote Schlangen hervorquellen, die die biblischen Engelszungen zu beschwören scheinen. Und der Baum, der aus einem Scherenschnitt-Schädel wächst – ist das eine neue Version des antiken Daphne-Mythos? Symbolreich sind auch die langen Papierleitern, die emporführen aus einer düsteren Unterwelt mit seelenschweren schwarzen Papiersäcken. An Gölers Doppelbegabung – er ist auch Musiker – erinnern allerlei Instrumente wie schwarze Papierflügel, aus denen die Klaviersaiten quellen. Die Bild-Chiffren werden stets zur reizvollen Herausforderung an die Phantasie des Betrachters.

Bis 3. Mai in der Galerie Insinger, Distelhausen 1, Pielenhofen. Geöffnet Sa., So. und Feiertage 14 bis 18 Uhr. Am Freitag, 17. April, um 20 Uhr findet ein Konzert „Gölers Hausmusik“ statt.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

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