Presse

28.08.2011

Die Kunst, Klangstimmungen zu visualisieren

Klaus Caspers zeigt Skulpturen, Zeichnungen und Aquarelle in der Galerie von Carola Insinger in Distelhausen an der Naab.

Von Ulrich Kelber, MZ

DISTELHAUSEN. Das „Beständige in seiner Arbeit“, die unendlichen „Variationen über ein Thema“, wo sich zeige, „wie sich einer heranpirscht“ an seine Motive: So rühmte Heiner Riepl seinen Regensburger Künstlerkollegen Klaus Caspers. Der Leiter des Oberpfälzer Künstlerhauses sprach zur Eröffnung der Ausstellung in Distelhausen, wo Carola Insinger den alten Kuhstall eines am Naabufer gelegenen Bauernhauses zu einer wunderbaren Galerie ausgebaut hat.

Ein Konzertflügel in Variationen
„Piano“ heißt so ein im Laufe der Jahre immer weiter angewachsener Bilderzyklus, wo als verbindendes Element stets die geschwungene Form eines Konzertflügels auftaucht, eingebettet in abstrakte Farbfelder, die Rhythmus und Klangstimmungen zu visualisieren scheinen. Nach dem Abitur habe er, der schon als vierjähriger Bub mit dem Klavierspielen begonnen habe, eigentlich Musik studieren wollen, erzählt Caspers.

Doch ein Besuch in Barcelona, wo die Bauten von Antoni Gaudi mit ihren organischen und gerundeten Formen seine Bewunderung weckten, brachte dann die Entscheidung für Architektur und Bildende Kunst.

Auch wenn Gaudi mit seiner spanischen Variante des Jugendstils der Inspirator war, ist Caspers künstlerisch ganz andere Wege gegangen. In seinen Skulpturen dominieren konstruktivistische Elemente. Es entstehen verwinkelte Gebilde aus kantigen Stahlträgern. Oder auch mal aus Holzlatten wie bei einem zur „Piano“-Reihe gehörenden Objekt, wo das Musikinstrument geradezu obszön entblößt wirkt, denn von ihm ist nur der mit den Klaviersaiten bespannte Rahmen übrig geblieben.

Bewegung in allen Bereichen
Vom Bild zur Skulptur: Dafür gibt es bei der Ausstellung noch ein weiteres Beispiel: „Aratra“ – Pflüge – ist der Titel einer Reihe von Tuschezeichnungen, wo das Ackergerät mit akribischer Genauigkeit dargestellt ist. Und ein alter, rostiger Pflug bildet dann auch die Basis für ein luftiges Objekt aus verschweißten und bunt bemalten Eisenstäben. Man könnte diese Arbeit als schönes Symbol für den Künstler selbst deuten: Klaus Caspers hat immer geackert, hat in Regensburg das Feld bestellt und geholfen, eine aus dem unmittelbaren Engagement der Bürger wachsende Kultur zum Blühen zu bringen. Von Bewegung im künstlerischen und politischen Sinn spricht auch der Titel eines riesigen, collageartigen Bildes, das Caspers in Distelhausen erstmals öffentlich zeigt: „Il carro italiano – curriente“, ein Gefüge aus energiegeladenen Formen. Zu Jahresbeginn hatte Caspers in Regensburg eine große Präsentation „lebens-werk-statt-bericht“. Die Schau in Distelhausen ist eine hübsche Ergänzung, zeigt sie doch weitere Facetten seines schier überbordenden Schaffens. Und er hat schon neue Pläne. Das Wiesengelände an der Naab hat es ihm angetan, deshalb will er hier einmal eine größere Auswahl seiner Skulpturen zeigen.

Edgar Pielmeier zeigt moosbedeckte Steine, deren Schriftzeichen kaum mehr zu erahnen sind, richtet sein Augenmerk auf das Relief mit den beiden Händen, deren Daumen sich berühren und ein Sinnbild für den aronitischen Segen sind, setzt farbige Flechten auf den Steinen mit digitalen Mitteln in Szene, obwohl die Aufnahmen zum großen Teil mit klassischem Filmmaterial entstanden, das dann gescannt und auf Hahnemühlepapier gedruckt wurde.

Im Licht der unterschiedlichen Tageszeiten und im Gewand der verschiedenen Jahreszeiten zeigen die Fotos mal düstere Schriftzeichen, mal sonnenbeschienene Rosen, mal tanzende Löwen, mal spitze Dolche auf dem Stein eines Ermordeten, mal eine eng zusammenstehende Ansammlung von Grabsteinen, die sich wie eine verschreckte Herde von Schafen unter den Bäumen zusammendrängen.

Pielmeiers Bilder halten den mythischen Charakter des Zustandes vor der Restaurierung fest, wie man ihn erst in 200 Jahren vielleicht wieder erleben kann und den auch Dr. Gustav Rosenstein sowohl mit den gewichtigen Worten Salomos als auch mit eigenen Kindheitserinnerungen an diesen eigenartigen, außergewöhnlichen Begräbnisplatz heraufbeschwörte.

Galerie Carola Insinger, Distelhausen 1, Pielenhofen; geöffnet Sa., So. und Feiertag 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

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