Presse

22.09.2015

Hartes Eisen in weichen Formen

Jeff Beer ist ein Multitalent: Bildhauer, Fotokünstler und Musiker. Distelhausen zeigt einen Überblick seines Schaffens.

Von Ulrich Kelber, MZ

Pielenhofen.„Alle Sparten arbeiten einander zu“, erklärt Multitalent Jeff Beer. Als Musiker hat er begonnen und damit Anfang der 1970er erste Erfolge eingeheimst, als er mit seiner Band „Elastic Grasp“ den Jazz- und Rockpreis „Goldene Gitarre“ bekam. Dann folgte das Studium an der Musikhochschule Würzburg in Komposition, Percussion und Klavier. Und nebenbei spielte er in einer Band mit dem martialischen Namen „Odin“, die es auf einige Plattenveröffentlichungen brachte.

Jeff Beer errang den 1. Preis des Deutschen Musikwettbewerbs, bekam Stipendien, die ihm Aufenthalte in New York und Paris ermöglichten. Und dort kam es durch die Begegnung mit den Eisenskulpturen von Pablo Picasso zu einem Aha-Erlebnis. Seitdem, seit 30 Jahren, ist Jeff Beer auch Bildhauer. Später kam der Holzschnitt dazu, wobei ihn vor allem das „archaische Werkzeug“ faszinierte. Schließlich folgte die intensive Beschäftigung mit der Fotografie. Die Berliner Galerie Skulima bahnte dem Künstler den Weg zu internationalen Ausstellungen. Und natürlich konnte man Jeff Beer auch in Regensburg kennenlernen: 1998 mit einer Skulpturenausstellung in der Minoritenkirche und 2008 mit seinen fotografischen Still-Leben „Vom Wasser“ in der Städtischen Galerie im „Leeren Beutel“. Jetzt richtet Carola Insinger in ihrer Galerie in Distelhausen an der Naab eine Jubiläumsausstellung aus: „Jeff Beer. 30 Jahre Eisenplastik. Fotografie – Farbholzschnitt – Skulptur“.

Kontemplative und spannungsreiche Fotografien
An der Naab, der Waldnaab, lebt auch der 1952 in Mitterteich geborene Künstler. In Gumpen bei Falkenberg hat er sein Atelier in einem ehemaligen Bauernanwesen eingerichtet. Und vor der Haustür findet er die Motive für seine so kontemplativen wie spannungsreichen Fotos. Es geht ganz schlicht um das Wasser des kleinen Flusses, das sich im Licht spiegelt, dessen Oberfläche sich in der Strömung kräuselt, wo Pflanzen und der durchschimmernde Kiesgrund oder das winterliche Eis für geheimnisvolle visuelle Effekte sorgen.

Von „pulsierender Dichte und Tiefe der Dinge“ spricht Beer, der mit seinen Bildern wahrlich Gefühle zum Klingen bringt. Er scheint das „panta rhei“ der griechischen Philosophie zu illustrieren: Alles fließt und bewegt sich fort, nichts ist greifbar, nichts bleibt.

So abstrakt wie die Fotografien sind auch die Farbholzschnitte von Jeff Beer, für die man ebenfalls Begriffe wie „durchkomponiert“ und „lebendig“ verwenden möchte. Scheinbar amorphe Linien ziehen sich über das Blatt, wobei eine vexierbildartige Wirkung entsteht: Plötzlich sieht man in diesem Geflecht rätselhafte Figuren und Fabelwesen versteckt.

Seine Stärke bleibt die Bildhauerei
Doch Jeff Beers Stärke bleibt vor allem die Bildhauerei. Die Ausstellung in Distelhausen zeigt sehr schön die Entwicklungswege auf. Das „Objet trouvé“ ist zunächst bevorzugtes Gestaltungsmittel. Allerlei Fundstücke aus Metall, meist Relikte aus dem bäuerlich-ländlichen Milieu, werden phantasievoll und witzig miteinander kombiniert, dann verschweißt. Dabei geht es Beer immer um die Assoziation des Figürlichen, was Titel wie „Mädchen mit Blumenstrauß“, „Geburt“ oder „She is asleep“ unterstreichen.

Neuerdings arbeitet Jeff Beer mit flachen Eisenstäben, die er wellenartig verformt, bis etwa die Umrisslinien einer Hand entstehen. Objekte wie „Turm der Hände“ oder „Crown“ wirken dabei sehr filigran und spielerisch. Das harte Metall ganz weich erscheinen zu lassen, gelingt ihm besonders gut bei der reizvollen Arbeit „Bewegung“: Da scheinen sich die gekrümmten Eisenstäbe anzustemmen gegen einen Sturm, der sie umzupusten droht. Und für den Betrachter bleibt – wie bei allen Werken von Jeff Beer – auf jeden Fall ein kräftiger Denkanstoß!

Die Ausstellung ist bis 1. November in der Galerie Carola Insinger zu sehen: Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Jeff Beer und Galeristin Carola Insinger neben „Mädchen mit Blumenstrauß“: Die Eisenplastik aus dem Jahr 1985 wurde aus New York für die Ausstellung geholt. Foto: K. Kelber

Jeff Beer und Galeristin Carola Insinger neben „Mädchen mit Blumenstrauß“: Die Eisenplastik aus dem Jahr 1985 wurde aus New York für die Ausstellung geholt. Foto: K. Kelber

Jeff Beer ist nicht nur Bildhauer und Fotograf. Genauso bekannt ist er als Musiker. Zur Ausstellungseröffnung stellte er eine seiner Kompositionen für große Trommel vor. Foto: K. Kelber

Jeff Beer ist nicht nur Bildhauer und Fotograf. Genauso bekannt ist er als Musiker. Zur Ausstellungseröffnung stellte er eine seiner Kompositionen für große Trommel vor. Foto: K. Kelber

Die Eisenskulptur „Bewegung“ von Jeff Beer aus dem Jahr 2013 Foto: K. Kelber

Die Eisenskulptur „Bewegung“ von Jeff Beer aus dem Jahr 2013 Foto: K. Kelber

via Facebook teilen

www.i-dreams.de - i-dreams IT-Dienstleistungen & WebServices