Presse

22.06.2017

Früchte des beruflichen Irrwegs geerntet

Carola Insinger zeigt in ihrer Galerie Bilder von Carl H1 Daxl, der einst Heizungsbauer, Phantom-Pilot und Werbegrafiker war.

Von Peter Geiger, MZ

Distelhausen. Wenn einer Heinz heißt, dann aber die Schreibweise seines Vornamens zu „H1“ verändert, dann ist eins klar wie Hechtsuppe: Diesem Mann ist die Liebe zur Musik einbeschrieben, so phänotypisch, als wäre sie ein Teil seiner DNA. Denn hat nicht auch schon Prince, dieses größte Genie amerikanischer Musik, jedes „for you“ in den Code „4 u“ übersetzt? Und mit Herzerln und Augen-Emoticons ein duftmarkiges Zeichen seiner Zeit gesetzt, das heute sein Echo findet, in der Webkommunikation.

Carl H1 Daxl ist nur ein Jahr jünger als Prince. Wenn er malt, dann hört er Musik. „Viel Jazz, aber auch harten Elektro und Soul!“ Wie unmittelbar dabei das Akustische einschießt in seine Malerhand, das ist auf dem auch auf der Einladungskarte abgebildeten „18 With A Bullet“ zu sehen: ein ganz im Geiste der Pop-Art gehaltenes Triptychon, auf dem marianisches Blau dem Liebes-Rot im Simultankontrast begegnet. Ein Altarbild für die Swinging Sixties, ausgestattet mit allen Ingredienzien des Plakativen.

Göttinnen mit Maschinenpistolen

Daxl pflegt das feine Spiel mit Anspielungen in Titeln wie „Goddess – Goodass“ oder „God – Dog“: Hunde sind also ebensolche Gottesgeschöpfe wie Hintern. Die Frauen freilich, die uns da entweder im Pin-up-Style oder fotorealistisch in feinster Ausführungsqualität begegnen, sie sind allesamt Ausgeburten von Männerfantasien. Und zwar solchen der Preisklasse, die wir heute vor allem als lachhaft-übertrieben empfinden.

Daxls Göttinnen tragen fast nichts am Leib außer Unterwäsche und einem Leoparden-Negligé. Nur eine Maschinenpistole führen sie mit sich, zum Schutz des eigenen Kronjuwelenhaushalts. Aber hier erweist sich der Maler vor allem als augenzwinkernder Humorist, als einer, der sich in der Verneigung vor der Blaxploitation-Kultur ganz en passant Klischees bedient: Als Sprungschanze nämlich, um Tabubrüche einzuleiten.

Zum Künstler gehäutet

Carl H1 Daxl hat sich offensichtlich unter Aufrechterhaltung maximaler persönlicher Zufriedenheit herausgekrault aus dem Reich der Notwendigkeit, um anzukommen im Freischwimmerbecken des Künstlertums. Seinen von viel Auf und Ab geprägten Lebenslauf trägt er vor, als wär’s eine Anleitung zum Glücklichsein: erst Heizungsbauer, in den 1980er-Jahren Phantom-Pilot bei der Bundeswehr, dann Werbegrafiker. Die Früchte des Irrwegs erntete Daxl, als er sich zum Künstler häutete.

Ach ja, warum die Ausstellung den etwas absurden Titel „Heimat ist da, wo mein Parkplatz ist“ trägt? Nun, auf der Wiese hinter der Galerie Insinger in Distelhausen stand völlig unangefochten ein Mercedes Sprinter mit Münchener Kennzeichen. Gute Aussichten also für Carl H1 Daxl, dass er bis zum Ausstellungsende am 30. Juli hier am Regen, gleich neben dem Campingplatz, ein Stück Heimat gefunden hat.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Augenzwinkernder Ironiker: Künstler Carl H1 Daxl Foto: Geiger

Augenzwinkernder Ironiker: Künstler Carl H1 Daxl Foto: Geiger

Foto: Geiger

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