Presse

21.09.2015

In Distelhausen trommelt der Beer

Distelhausen. Es klingt durchaus selbstbewusst, sich als Künstler direkt beim Großmeister Picasso zu orientieren. Doch bei Jeff Beer ist das Erbe des Klassikers gut aufgehoben

Susanne Wolke, Der neue Tag

Selbst längst zum international geachteten Künstler aufgestiegen und mit Ausstellungen in aller Welt vertreten, erlebt der gebürtige Mitterteicher durch Picasso die Initialzündung. Konkreter gesagt: durch dessen Eisenskulpturen. Denn als er diese Mitte der 1980er Jahre sieht, wird Jeff Beer schlagartig bewusst: “Du kannst ja schweißen. Du bist ja mit Eisen groß geworden.” Elektrisiert sei er gewesen, berichtet Jeff Beer rückblickend. Im schwarzen Anzug, mit bunter Krawatte und der unverkennbaren grauen Haarmähne steht er in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen bei Pielenhofen.

Sein Jubiläum bezüglich der Eisenarbeiten feiert er in der Oberpfälzer Heimat. “Jeff Beer. 30 Jahre Eisenplastik. Fotografie – Farbholzschnitt – Skulptur”, lautet der Titel der Schau. Der Name deutet es bereits an: Der Eisenplastik bleibt Jeff Beer seit langer Zeit treu. Aber sie ist nicht das einzige Oeuvre des künstlerischen Multitalents. “Er kann ja so viel.” Carola Insinger bringt es bei der Eröffnung der Ausstellung auf den Punkt. Klar, im Mittelpunkt stehen diesmal die Eisenplastiken.

“Mädchen” aus New York
In drei Schaffensabschnitte gegliedert, zeigen sie die Entwicklung Jeff Beers als Metallkünstler. Da sind zunächst die Fundstücke, die der Plastiker zu neuen Einheiten geordnet hat. Stellvertretend dafür steht das “Mädchen mit Blumenstrauß” aus dem Jahr 1985, das für die Schau den Weg von New York nach Distelhausen fand – in internationalen Sammlungen ist Jeff Beer ebenso präsent wie auf den wichtigen Kunstmessen. Hinzu kommt die eher abstrakte Phase. Bei Arbeiten wie “Hirschgespräch” nimmt der Künstler zunehmend auch Eingriffe in die vorhandenen Metallteile vor. Und schließlich die Stilrichtung, die bis heute anhält: Für Eisenskulpturen wie “Crown” oder “Blühende Hand” hat der Künstler das Eisen stark bearbeitet und verformt. Dass gerade bei diesen neueren Arbeiten ein Bezug zu anderen in der Ausstellung gezeigten Stücken bemerkbar ist, kommt nicht von ungefähr. “Erfahrungen mit bestimmten Strukturen sind wie ein Werkzeug in der Tasche”, sagt Beer über seine Arbeitsweise.

Den archaischen Charakter des Holzschnitts sieht er durchaus verwandt mit den Eigenschaften des Eisens. “Die Strukturerfahrung des Eisens hilft, das Wasser sehen zu können”, weiß er über eine fotografische Serie, die ebenfalls in der aktuellen Ausstellung zu sehen ist: Die Fotografien von den Wogen der Waldnaab sind in der Galerie auch ortsbezogen gut aufgehoben. “Alle Sparten arbeiten einander zu.” Mit dieser Aussage nimmt Jeff Beer zudem Bezug auf die Musik. Die durfte auch in Distelhausen nicht fehlen. Handelt es sich doch bei ihm um einen künstlerischen Tausendsassa, der als Percussionist nicht minder bekannt ist denn als bildender Künstler.

Würdiger Nachfolger
Für die Vernissage hat Beer auch seine Große Trommel im Gepäck. Und ein Stück, das er im Laufe von zehn Jahren selbst komponiert hat. 27 verschiedene Klangfarben hat er dafür aus dem Trommelfell herausgeholt. Über sein musikalisches Werk sagt Jeff Beer: “Auch die Dreidimensionalität der skulpturalen Arbeit ist hier hilfreich.” Dreidimensionales in andere künstlerische Ebenen zu übersetzen: Das war bereits Picasso ein Anliegen. Jeff Beer ist hier ein würdiger Nachfolger.

Die Ausstellung ist bis 1. November in der Galerie Carola Insinger zu sehen: Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

Quelle: Der neue Tag , Artikel und Fotos

Jeff Beer führte bei der Eröffnung seiner Ausstellung in Distelhausen auch eine Eigenkomposition auf der Großen Trommel vor. Foto: S. Wolke

Jeff Beer führte bei der Eröffnung seiner Ausstellung in Distelhausen auch eine Eigenkomposition auf der Großen Trommel vor. Foto: S. Wolke

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