Presse

18.09.2014

Der Blick der geschlossenen Lider

Ikonenhafte Reduzierung und Stilisierung auf wenige Formen: In der Galerie Carola Insinger schauen einen die Köpfe von Sergio Sommavilla an.

Von Florian Sendtner, MZ

Distelhausen. Der Regensburger Oberbürgermeister eröffnet eine Ausstellung auf Landkreisgebiet: noch vor einem halben Jahr hätte das eine diplomatische Verstimmung nach sich gezogen. Aber die Kindergartenzeiten sind gottseidank vorbei, und Joachim Wolbergs hatte nebenbei auch noch ein paar gute Gründe, bei der Ausstellungseröffnung von Sergio Sommavilla in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen (bei Pielenhofen) ein paar Worte zu sagen.

Materialien verleihen Charakter
Erstens habe er den Brixener Künstler erst vor ein paar Wochen auf dem Altstadtfest Brixen kennen- und schätzengelernt, zweitens sei die Städtepartnerschaft zwischen Regensburg und Brixen zwar vom Größenverhältnis eine sehr ungleiche, aber „so intensiv wie keine andere“, was man drittens an jahrzehntelangen Künstlerfreundschaften wie der zwischen Sergio Sommavilla und Günther Kempf sehe – einem Symbol dafür, dass „Europa mehr ist als eine Frage von Transferleistungen: Europa ist ein großartiges Friedensprojekt!“

Sergio Sommavilla, in Regensburg spätestens seit seiner Beteiligung an der „Arche“ in der Minoritenkirche 2002 bekannt, hat Carola Insingers Galerie in Distelhausen mit zwei Dutzend Köpfen bestückt, deren radikale, ikonenhafte Reduzierung und Stilisierung auf wenige Formen und Linien in einem eigenwilligen Kontrast zu ihrer ausgeprägten Individualität steht. Die unterschiedlichsten Materialien von Holz über Solnhofer Kalkschiefer, Muschelkalk und Marmor bis Bronze verleihen den Gesichtern einen eigenen Charakter, wobei die Bronzeskulpturen, wie der 63-jährige Künstler erzählt, in Verona gegossen und mit einer Patina versehen werden, die sie wie Steinskulpturen aussehen lässt – bis auf einen Kopf, der blankpoliert ist und golden glänzend wie die Totenmaske des Agamemnon heraussticht.

Immer im Blick der Skulpturen
Sommavilla spielt mit den Formen des Reliefs und des Profils: einmal flach wie ne Flunder, das andere Mal eine Profilskulptur. Und seltsam: obwohl sie alle geschlossene Lider haben, hat man das Gefühl, dass sie einen nicht nur anschauen, sondern gar nicht aus den Augen lassen. In der Mitte des Ausstellungsraums weiden drei prähistorische Erdtiere aus Bronze, und draußen im Garten hat der wunderbar angerostete Haifisch jetzt endlich drei archaisch gedrechselte Holzskulpturen, zwischen denen er majestätisch umhergleiten kann.

Die Ausstellung ist bis 26. Oktober in der Galerie Carola Insinger zu sehen: Freitag bis Sonntag 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung: 01 72/86 10 03 6.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

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