Presse

17.08.2022

Der Reiz der Ruinen in märchenhaften Bildern

Von Peter Geiger, MZ

DISTELHAUSEN.Alles, was Sie jetzt lesen, sollten Sie am besten gleich wieder vergessen! Denn jede Öffentlichkeit, jede Ausleuchtung näherer Umstände – sie schadet nicht nur dem „Lost Places“-Fotografen Peter Untermaierhofer. Sondern: Sie kann die Objekte seiner Begierde zerstören!

Diese Objekte, sie dürfen, während sie im Dornröschenschlaf dahindämmern, nicht geweckt werden. Es gibt einen idealen Zeitpunkt, an dem sie sich der Linse von Untermaierhofer präsentieren: Scheckheftgepflegt dürfen sie nicht mehr aussehen, aber sie sollen auch noch nicht Sprayern anheimgefallen sein.

Wer sich also die Mühe macht, von Regensburg aus die 15 Kilometer an der Naab entlang hinauszufahren nach Distelhausen zu Carola Insingers Galerie – gleich hinter Pielenhofen ist dieser Zauberort gelegen – wird reich belohnt. Denn die knapp zwei Dutzend großformatigen Fotoarbeiten, die Peter Untermaierhofer hier unter dem Titel „Parallelwelten“ zeigt, sie verfügen allesamt über märchenhafte Kräfte. Und als sei seine Kamera ein wirkmächtiger Zauberstab, entlockt der Künstler seinen geheimnisumwitterten Sujets etwas Magisches, das mal grauenhaft und dann wieder fantastisch schön sein kann.

Technisch ausgefuchst
Dabei agiert der 1983 in Eggenfelden geborene Künstler, der an der Technischen Hochschule in Deggendorf sein Diplom als Ingenieur für Medientechnik erworben hat, als technisch ausgefuchster Ruinenbaumeister. Mit seiner schon fast zur „Sucht gewordenen“ Vorliebe für das, was im Fachjargon „Urban Exploration“ genannt wird , widmet sich Peter Untermaierhofer Interieurs von Villen und Krankenstationen, von Theatern und Landsitzen. Vornehmlich sind die Objekte in der mediterranen Welt Italiens und Frankreichs gelegen – und bei deren Erkundung ist er selbstredend auf Fähigkeiten wie Anseilen oder das Überklettern hoher Mauern angewiesen. Details erzählt sein Fachbuch „Lost Places fotografieren“.

Bei der Vernissage bezeichnete Kunsthistorikerin Carolin-Sophie Ebeling den Fotografen in ihrem spannenden Einführungsvortrag als „Spurensucher in Parallelwelten“ – und entlockte ihm dabei auch das Geständnis, dass er als kleiner Bub schon Archäologe hatte werden wollen. Als ein solcher – freilich einer von der ganz sanften Sorte – ist er lichtbildnerisch tätig: Denn indem er die – oftmals durch Geheimtipps entdeckten – Schauplätze seiner Aufnahmesessions so hinterlässt, wie er sie vorgefunden hat, richtet er unseren Blick auf zauberhaft Verdämmerndes. Und zeigt uns viel mehr als ein bloßer Dokumentarist, etwa wenn er die Wandfresken in einem prachtvollen Raum in seinen Fokus rückt, die ihrerseits das Überwuchern von antiken Säulenresten bebildern.

Die Faszination, die vom Verfall ausgeht, sie ist nichts Neues. Dem Maler Caspar David Friedrich dienten Ruinen dazu, auf die Vergänglichkeit alles Irdischen zu verweisen. Während der Romantik, der Zeitenwende zwischen Französischer und Industrieller Revolution, verdampfte das Stehende vor aller Augen.

Fasziniert vom Zerstörten
Zugleich zeigte man sich fasziniert, etwa vom zerstörten Schloss in Heidelberg. „Ringsum die Efeuranken schleichen / Zugvögel durch die Fenster streichen“ – Ludwig Uhlands Dichterworte, sie haben auch Gültigkeit für die Kunst von Peter Untermaierhofer, die Vergangenes vergegenwärtigt.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Peter Untermaierhofer vor zwei seiner großformatigen Bildern in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen: Die Ausstellung ist noch bis Mitte Oktober zu sehen. Foto: Peter Geiger

Peter Untermaierhofer vor zwei seiner großformatigen Bildern in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen: Die Ausstellung ist noch bis Mitte Oktober zu sehen. Foto: Peter Geiger

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