Presse

14.05.2009

Das Wissen darüber, was und wie die Welt zusammenhängt

Der Brixener Maler Leander Piazza zeigt seine philosophisch kraftvollen „Fundstücke“ in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen.

Von Claudia Böckel, MZ

„Als Grödner habe ich die Richtung Malerei eingeschlagen, mehr als Tradition denn als Überzeugung und, da man Gelerntes eigentlich auch umsetzen sollte, bin ich halt immer noch am malen!“ Wer sich selbst so charakterisiert, muss ein bescheidener Mann sein, einer, der sich nicht als Künstler inszeniert, sich nicht als von der Muse geküsst sieht, sondern als einer, der eben malt, weil es sich dabei um sein ureigenes Medium handelt.

1950 in Brixen geboren und an Kunstschulen in St. Ulrich und Florenz ausgebildet, liegt Leander Piazza seine Umwelt so nahe, dass er sie in Acryl auf Holz oder Leinwand festhält. Relativ unbunt auf den ersten Blick, glaubt man Gesteinsformationen vor sich zu haben, Schichten, Geschichtetes, Aufgefaltetes, halb natürlich, halb künstlich. Die idyllisch am Ufer der Naab gelegene Galerie Carola Insinger in Distelhausen (gleich hinterm Campingplatz), etwa 15 Kilometer von Regensburg entfernt, zeigt 20 Werke Piazzas, vermeintliche Fundstücke halb technischer Natur, wie Bauteile oder Verbindungsstücke wirkend, dann auch an prähistorische Knochenfunde und Körperwelten (Ötzi!) erinnernd.

Mit feinem, graphischem Zugriff, oft mit vielen Linien modelliert, scheinen sich diese Formen im Licht zu bewegen, sie schweben frei im Bildraum, sind merkwürdig unkonkret in all ihrer Plastizität. Die „Fossile Erscheinung“ wirkt zunächst wie ein Knochenstück mit Fontanelle, am anderen Ende allerdings erheben sich drei gleichmäßige Grate, die gar nichts Organisches an sich haben.

Dieses Schweben, ob konkret oder im übertragenen Sinne, macht den Reiz dieser Bilder Piazzas aus, das gibt den Raum zum tieferen Eindringen, zum Nachdenken darüber, wie die Welt zusammenhält. Der Urstoff der Elemente, das Werden und Vergehen, Feuer und Wasser, Anfang und Ende, ruheloses Suchen und unversehenes Finden prägt die Werke. Der Mensch verschwinde, sagte Günter Kempf in seiner Einführung, aber in der Nahaufnahme zeige sich dann doch ein Knie, ein Gelenk, eine Bauchfalte oder noch intimere Bereiche. Der Ursprung der Welt, diesmal maskulin.

„Ich arbeite mehr halbherzig als konsequent, bin vielleicht vielseitig, sicher chaotisch“, so der Künstler. Aber es lassen sich weitere Adjektive finden: spielerisch und doch akribisch exakt, z. B. in den „Prähistorischen Funden“, die die gleiche Fundsache in immer wieder anderen Farbwelten darstellen, Blau auf Dunkelblau, Grau auf Rosé, Grau auf hellem Grund; fantasievoll und fantastisch.

Bis 21. Mai, Galerie Carola Insinger, Distelhausen 1, Pielenhofen; Sa., So. und Feiertage 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

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