Presse
13.08.2017
Freundliche Bilder, gegen den Trend
Helmut Rösel lässt sich von aktuellen Kunstströmungen kaum leiten. Aber das Zeitgeschehen beobachtet der Amberger Maler wach.
Von Ulrich Kelber, MZ
Pielenhofen. Irgendwie hat er immer gegen die aktuellen Trends angemalt. In den 1970er Jahren, als fast alle jungen Künstler ganz aufs Abstrakte setzten, gab es in den Arbeiten von Helmut Rösel viele figürliche Elemente. Und heute, wo die Figuration dominiert, konzentriert sich der Amberger „Bildermacher“ (das Wort Künstler mag er gar nicht, hält es für zu hochtrabend und für zu inflationär gebraucht) ganz auf eine gegenstandslose Formensprache mit großen Farbflächen und einem Netzwerk aus mehr oder minder kräftigen Linien. Und manchmal greift er auch zu einer ganz besonderen Art von „Pointillismus“, indem er das Papier immer wieder mit einem Zimmermannsnagel durchbohrt.
Der inzwischen 75 Jahre alte Helmut Rösel war stets ein wacher Beobachter des Zeitgeschehens, seine Bilder engagiert und kritisch. Als Themen, die ihn besonders interessiert haben, zählt er selbst auf: Die Studentenrevolte 1968 und ihre Folgen, die deutsche Wiedervereinigung, das Pogrom von 1938 und die Judenverfolgung, der Atombombenabwurf 1945 auf Hiroshima, aber auch die Kriege in Jugoslawien und im Kaukasus und die Massaker im Nahen Osten.
Euroland und der Absturz ins Nichts
Vor allem die Auseinandersetzungen um die atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf haben Helmut Rösel stark beschäftigt. Scherzhaft sagt er heute: „Als die Pläne für die WAA gescheitert waren, ist mir ein Thema weggebrochen.“
Kritisch ist Helmut Rösel geblieben, wenngleich seine Botschaften nun stärker verschlüsselt sind und erst die Bildtitel auf die richtige Fährte lenken. „…Euroland ist abgebrannt, Maikäfer flieg“ heißt ein großformatiges Blatt, das jetzt bei der Ausstellung in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen bei Pielenhofen zu sehen ist. Bedrohliche Flammen schlagen da hervor, sprengen den Zusammenhalt und es droht der Absturz in ein blaues Nichts.
„Input-Output … Datenkontrolle“ nennt sich eine andere Arbeit, die in der Ausstellung zu sehen ist, eine Art Assemblage. Die ursprüngliche bunte Farbenvielfalt wird da gedämpft, reduziert und verfremdet, nachdem sie die Computer-Platine passiert hat. Und bei „Cloud-Computing“ zeigt sich, dass die schöne neue Welt löchrig ist und ziemlich dunkle Flecken hat.
Aber bei den meisten Bildern in der Ausstellung steht „ohne Titel“. Und das bedeutet, dass hier die Phantasie frei ins Kraut schießen darf. Helmut Rösel sagt dazu selbst: „Es ist die Lust, bildhaft zu spielen und zu fabulieren, frei zu sein von Vorgaben, dem Augenblick Form und Farbe zu geben, heiter bis wolkig und manchmal auch leicht chaotisch…“
Helmut Rösel verwendet Acrylfarben und Pastellkreiden, die schnelles und spontanes Arbeiten möglich machen, denn oft überlagern sich in seinen Werken die Bildebenen. Der Hintergrund, bevorzugt in Blau oder in Rot, scheint die Stimmung vorzugeben, die dann im weiteren Malprozess fortgesponnen wird. Mal gibt es einen ruhig-kontemplativen Fluss der Linien, mal ballen sich die Linien aber auch wild und spannungsreich. Manchmal glaubt man auf den Bildern rudimentäre Landschaften zu erkennen, einmal sogar ein bedrohliches Ungeheuer, aber meist verstärken bunte Zusatzfarben den Eindruck von Freundlichkeit und Gelassenheit.
„Gedanken und Gefühlen eine Gestalt“ geben, will Helmut Rösel, wie er erzählt. Das gelingt ihm auf eine imponierende Weise, so dass man sich gerne auf die Reise in seine Bildwelten begibt.
Die Ausstellung:
Die Bilder von Helmut Rösel in der Galerie Carola Insinger sind bis zum 17. September zu sehen. Die Galerie befindet sich in Distelhausen an der Naab. Erreichbar ist sie über die Uferstraße ab Pielenhofen, sie findet sich dann etwa 100 Meter hinter dem Campingplatz in einem ehemaligen Bauernhaus. Die Ausstellung ist jeweils Freitag, Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet (www.galerie-distelhausen.de).
Der Maler:
Helmut Rösel wurde 1941 in Sulzbach-Rosenberg geboren. Er studierte u. a. an der Nürnberger Kunstakademie. Er lebt in Amberg, wo er viele Jahre als Kunsterzieher an einem Gymnasium tätig war.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos