Presse

13.08.2009

Regensburg beeinflusst sie – unterbewusst

Die in Regensburg lebende Irin Patricia Doherty stellt ihre Werke in Distelhausen aus.

Von Andrea Koch, MZ

„Wenn ich male, dann spiele ich mit dem Zufall.“ So charakterisiert die zierliche Irin Patricia Doherty ihren künstlerischen Schaffensprozess. Es ist sommerlich heiß, Doherty hat sich zusammen mit der MZ-Reporterin auf den Weg ins idyllische Distelhausen gemacht. Am Ende eines verschlungenen Feldweges, links und rechts Wiesen, hier und da ein Haus, befindet sich die Galerie von Carola Insinger. In einem modernen Glasbau, der sich an ein altes Bauernhaus anschmiegt, sind Dohertys Werke ausgestellt. Auge in Auge mit ihren Werken spricht Doherty dort über ihre Motivation, ihre Arbeitsweise und sich selbst.

Seit mehr als zwei Jahren lebt die gebürtige Irin aus Belfast nun mit ihrem Mann, dem Jazzmusiker Norbert Vollath, in Regensburg. Mit 18 Jahren studierte sie Kunst in London, unter anderem an der Royal Academy. Dort arbeitete sie auch am Theater. Bei einem Urlaub in Irland entschied sie sich aber, wieder zurück in die Heimat zu gehen. Dort arbeitete sie zehn Jahre lang als Künstlerin und Dozentin für Kunst und Design in Sligo an der Westküste Irlands, wo sie Vollath traf.

Malen ohne Assoziationen
Ein wenig Nervosität blitzt auf, wenn Doherty durch die kleine Ausstellung führt. „In London musste ich meist themengebunden arbeiten. Heute mache ich das nicht mehr“, sagt sie. Einerseits habe sie keinen Bezug zu einem übergeordneten Thema, ihre abstrakten Bilder sind nahezu frei von Assoziationen. Aber: „Es ist nie möglich, ganz ohne Bezug zu arbeiten.“ Persönliche Geschichte und eigene Erfahrungen seien Einflüsse, die sich nicht leugnen ließen. Durch den hohen Grad der Abstraktion kann aber jeder Betrachter die Bilder auf eine individuelle Weise sehen und deuten, aufgrund seines eigenen Erfahrungsschatzes.

Dohertys Bilder sind meist kleinformatige Ölgemälde und in eher zurückhaltenden, wenig auffallenden Farben gehalten. Grün- und Blautöne tauchen häufig auf. Auch rötliche und beige Nuancen findet man. Die Farben ergeben einen angenehmen Akkord, der nicht grell ins Auge sticht. Häufig sieht man eine durchgehende Farbfläche, die von einer Linie oder einer anderen abstrakten Form durchbrochen wird, der andere folgen und sich plötzlich verdichten. Oft gehen die Farben auch ineinander über, überdecken sich, vermischen sich sanft.

Man merkt, dass ihre Werke nicht mit Eile gemalt sind. Doherty nimmt sich Zeit. Sie trägt Schicht für Schicht auf, schabt hier und da auch wieder ab, fügt etwas hinzu. Allein das gewählte Medium, das Ölgemälde, verlangt Zeit. Die Farbe trocknet relativ langsam, die Künstlerin muss überlegt vorgehen.

Allerdings hält sich Doherty nicht lange mit der weißen Leinwand auf, hat keine Angst vor der unbemalten Fläche. Sie lässt sich auf die Farbe und ihre Werke ein, gibt die Führung an den Zufall ab: „Gerade das Unbekannte ist mir sehr wichtig.“ Doherty erforscht während des Malens sich selbst, bringt Unterbewusstes ein.

„Die Welt ist heute voll mit visuellen Informationen. Und die Welt ist auch sehr schnell.“ Sie wolle einen Kontrapunkt setzen mit ihren Werken. Die Ölfarbe ermöglicht es der Irin, immer wieder innezuhalten. So gibt sie ihren Bildern eine eigene Geschichte. Auch der Raum ist ihrer Ansicht nach ein wichtiger Punkt. „Man muss überlegen, wie der Raum ist. Jeder Raum und jedes Bild ist anders.“ Sie legt großen Wert auf die Wirkung zwischen Raum und Bildern. Der Ausstellungsraum in Distelhausen ist weiß gekalkt, auf zwei zierlichen Steinsäulen ruht das niedrige Gewölbe. Die erfrischende Kühle tut gut und scheint einen von Hitze und Alltag zu befreien. Hier kann man seinen Assoziationen freien Lauf lassen, ohne abgelenkt zu werden. „Aber auch die Bilder kommunizieren untereinander“, fügt die Künstlerin hinzu.

Neu ist für Doherty, dass sie ihre Bilder mit Rahmen zeigt. Auch wenn die Rahmen in einem schlichten beigen Ton gehalten sind, beeinflussen sie den Betrachter dennoch. „Bei einem Bild ohne Rahmen kann der Blick auch nach außen gehen. Wenn das Bild einen Rahmen hat, dann bleibt der Blick auch im Rahmen.“ Das Spiel mit den Rahmen und deren Wirkung erforscht sie mit großer Faszination. Ob sie beeinflusst sei von ihrer Wahlheimat Regensburg? Sie schmunzelt: „Natürlich. Aber nur unterbewusst.“

Individualität und Abstraktion
Neu in ihrem Werk sind die ebenfalls ausgestellten Zeichnungen, die sie in Distelhausen zum ersten Mal zeigt. Schwarze Linien sieht man da, die sich dünn über das Blatt schlängeln, hier und da ein Oval aussparen und sich dann doch wieder zusammenknäueln. Oder auch eine kreisähnliche Ansammlung von Buchstaben, die sich nach außen hin lichtet.

Doherty malt sehr persönliche Bilder und bringt viel von sich selbst ein. Die Abstraktion ermöglicht es jedem, einen Zugang zu finden. Der Besucher kann den herrlich konsequent durchgehaltenen Zufall auf sich wirken lassen, seine eigenen Emotionen beim Betrachten der Bilder beobachten. Genau darin liegt Dohertys Stärke. Die Künstlerin spricht quasi eine internationale Sprache der Bilder oder Kunst.

Gerade im Fall ihrer Biographie scheint die Wahl dieser Sprache passend. Schon während des Studiums nahm sie immer wieder an Austauschprogrammen teil, lernte die Fremde kennen. Ihre Bilder versteht man überall, egal ob man aus Belfast oder Regensburg kommt.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

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