Presse

13.01.2022

Spielerische Leichtigkeit

Von Ulrich Kelber

Pielenhofen. Ein Wiedersehen mit drei Künstlern aus Brixen gibt es bei der Winterausstellung in der Galerie von Carola Insinger in Distelhausen an der Naab. Sergio Sommavilla, Alex Pergher und Leander Piazza, die in den 1970er Jahren die Südtiroler Kunstszene gehörig aufmischten und die inzwischen alle um die 70 Jahre alt sind, pflegen seit langem enge Kontakte zur Patenstadt Regensburg. Freundschaften sind entstanden. Vor allem der Bildhauer und Maler Günther Kempf kümmert sich um den kontinuierlichen Austausch. So bietet Distelhausen jetzt einen Vorgeschmack auf eine große Brixen-Ausstellung, die in diesem Jahr in Regensburg stattfinden soll.

Wenn man die Galerie betritt, ist der erste Eindruck dieses Mal irritierend: Auf den Podesten stehen nämlich dutzende Weinflaschen. Es handelt sich aber nicht um die Überreste einer Silvesterparty oder einer weinseligen Vernissage. Die Flaschen haben die Funktion einer Plinthe oder eines Sockels, denn auf jedem Verschluss thront eine Kleinskulptur.

Ob die Idee zu diesen witzigen Objekten einst beim Törggelen ausgeheckt wurde, denn die Regensburger besuchen ihre Patenstadt ja am liebsten zur Zeit dieses Weinfestes? Schon 2017 gab es in Brixen eine Ausstellung mit dem Titel „Korken“. Inzwischen sind etliche neue Kreationen hinzugekommen. Günther Kempf krönt seine Stöpsel mit Comic-Figuren und allerlei Getier wie Pinguin, Hirsch und Waschbär. Dann wieder sieht man eine dralle Frauengestalt vom Typus einer Aphrodite kallipygos, die irgendwie an die frühen Wirtschaftswunderjahre denken lässt, als man sich beim Weingenuss noch mit „Liebfrauenmilch“ oder „Kröver Nacktarsch“ begnügte. Am gediegensten und schönsten sind jedoch die Flaschenverschlüsse von Sergio Sommavilla, der die Formenwelt seiner Skulpturen hier aufs Kleinformat reduziert und archaisch anmutende Köpfe mit höchster Akribie aus dem Stein herausarbeitet.

Zu sehen sind aber auch viele andere Dinge: Verspielte und bemalte Holzfiguren von Helmut Wolf, die noch übertrumpft werden von den irrwitzigen Fantasiegestalten von Günther Kempf. Bei den Bildern reicht das Spektrum von mehr oder minder abstrahierten Körperformen (Leander Piazza), spannungsreichen Liniengeflechten (Helmut Rösel) bis zu monochrom-schwarzen Arbeiten (Alex Pergher), wo nur die aufgeraute Bildoberfläche für Unruhe sorgt.

Neu unter den Künstlern in Distelhausen ist Heiko Herrmann. Für diesen prominenten Neuzugang soll es hier demnächst eine Einzelausstellung geben. Schon jetzt werden Kostproben aus seinem Schaffen präsentiert: Grafiken mit flirrend-schwungvollen Linien und kraftvollen Farbakzenten. Ähnliche Muster tauchen auch auf seinen Keramikschalen auf. Sie erinnern daran, dass Heiko Herrmann vor seiner Begegnung mit „Spur“- Künstler Heimrad Prem und vor seiner Mitgliedschaft in der Künstlergruppe „Kollektiv Herzogstraße“ eine Lehre als Glas- und Porzellanmaler absolviert hatte. Seit über 30 Jahren verbringt Heiko Herrmann viel Zeit in der Oberpfalz, hat ein Atelier im Zehentstadel von Pertolzhofen, wo der mit den „Kunstdingertagen“ die Idee vom Künstler-Kollektiv weiterführte. In Regensburg waren Werke von Heiko Herrmann zuletzt 2018 im Kunst- und Gewerbehaus zu sehen; zuvor hatte er bis zum Abschied von Galeristin Helga Groh regelmäßig Ausstellungen in der „kleinen Galerie“ in der Gesandtenstraße.

Die Ausstellung in Distelhausen dauert bis Ende Februar. Geöffnet Samstag und Sonntag jeweils von 13 bis 17 Uhr.

(uk)

Foto: Ulrich Kelber

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