Presse

13.08.2017

Free-Jazz-Symphonien des Optischen

Carola Insinger zeigt in ihrer Galerie in Distelhausen Helmut Rösels „Malerei und Graphik“

Von Peter Geiger

Distelhausen. Wenn einer unverstellt ehrlich ist, dann sagt man im Bayerischen: Der ist gradaus. Weil er ohne Umwege Auskunft gibt. Geradeheraus eben. Und sein Gegenüber offen in Kenntnis setzt, darüber, was ihn im Inneren bewegt. Auf Helmut Rösel, den Maler aus Amberg, trifft diese Beschreibung voll und ganz zu.

Ganz unvermittelt gibt er Antwort auf Fragen, die man ihm stellt. Versteckt sich dabei nicht hinter Plattitüden. Und führt den Gesprächspartner auch weder hinters Licht noch auf falsche Fährten. Sondern ist grundehrlich, wenn er sich darüber äußert, wie sich das bei ihm verhält, mit dem Produktivsein. Dass es dazu immer vorherigen Innehaltens bedarf. Dass er deshalb die Sommer am liebsten im Garten verbringt, oder am Badesee. Um sich Inspiration zu holen. Eindrücke zu sammeln. Ideen zu tanken.

Erst im Herbst und im Winter arbeite er dann, um im Frühjahr langsam wieder in die schon beschriebene Rezeptionsphase überzugehen. Gerade dieser Wechsel aber, der ans Ein- und Ausatmen erinnert, er lässt in ihm erst die Kreativität erwachen und erwachsen. „Ich kenn etliche Maler, die gehen früh um acht ins Atelier und abends um fünf kommen sie wieder raus. Da sag’ ich anerkennend: ’Respekt, was für ein fleißiger Mensch!’ Aber – …“, und jetzt macht Helmut Rösel erst einmal lang und herzlich. Und schließt dann kopfschüttelnd: „Ich kann das einfach nicht!“

Meister des Ungeraden
So, jetzt könnte man meinen, dass diese Geradlinigkeit sich auch im malerischen Werk offenbart und manifestiert. Aber der „Bildermacher“ Helmut Rösel, der ist genau das Gegenteil davon! Er pflegt nicht jenen Strich, der die kürzeste Verbindung zweier Punkte bildet. Nein, stattdessen liebt er die Umwege und erweist sich schon ein Malerleben lang als Meister des Ungeraden, des Durcheinanders und des geplant Chaotischen. Übermalt und verschleiert, nutzt Pinsel wie Kreide, traktiert sein Material mit Zimmermannsnägeln, um so eine Symphonie des Optischen zu schaffen, ein bedeutungsschwangeres Statement, erschaffen aus abstrakten Zeichen. Wahrscheinlich hat das auch mit seiner Sozialisation zu tun: Als einer, der dem Jahrgang 1941 angehört, begreift sich der pensionierte Kunstpädagoge als „Achtundsechziger“ im Geiste. Und ist dementsprechend politisch und mahnend im Inhalt – was sich immer wieder in der Titelgebung äußert, wenn er seine Euro-Skepsis zum Ausdruck bringt oder sein Misstrauen, was die Manipulierbarkeit des Menschen anbelangt, im Zeitalter des Digitalen. Gleichzeitig aber reklamiert er im Bereich seiner Formensprache „Ungebundenheit“ und „Freigeistigkeit“ für sich. So mutet diese Malerei fast ein wenig an wie Free-Jazz: Indem Rösel sich gezielt der Figürlichkeit verweigert, ringt er dem Abstrakten und Amorphen, dem Ideengewitter in seinem Kopf, konkrete Gestaltungsmomente ab.

Malerisches Credo
Weshalb die 14 Arbeiten, die ab Freitag in der so wunderschön am Ufer der Naab (ganz nah bei Pielenhofen) in Campingplatznachbarschaft gelegenen Galerie von Carola Insinger in Distelhausen (Kreis Regensburg) zu sehen sein werden, auch allesamt seinem malerischen Credo folgen: Bildhaft zu spielen und zu fabulieren. Sich dabei frei zu fühlen von irgendwelchen Vorgaben. Und sich vollkommen hinzugeben, nicht nur dem Augenblick, sondern auch der Form und der Farbe. Das klingt nach romantischem Künstlerideal? Und danach, dass Akteur und Werk miteinander verschmelzen und eine Einheit bilden? Geradeheraus gesagt: ja!

Die Ausstellung:
- Helmut Rösel „Malerei und Grafik“. Bis 17. September.
- Vernissage: Freitag, 11. August, (19 Uhr). Einführung: Gisela Conrad, Regensburg.
- Ort: Galerie Carola Insinger, Distelhausen 1, 93188 Pielenhofen.
- Öffnungszeiten: Freitag/Samstag/Sonn-und Feiertage 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.
- Kontaktelefon: 0172/8610036.

Quelle: “Mittelbayerische Zeitung”

Helmut Rösel, gebürtiger Sulzbach-Rosenberger, ist ein Maler, der als Achtundsechziger im Geiste vor allem „Ungebundenheit“ und „Freigeistigkeit“ für sich beansprucht. Gleichzeitig geht es ihm als politisch denkenden Menschen auch darum, mit seiner Kunst

Helmut Rösel, gebürtiger Sulzbach-Rosenberger, ist ein Maler, der als Achtundsechziger im Geiste vor allem „Ungebundenheit“ und „Freigeistigkeit“ für sich beansprucht. Gleichzeitig geht es ihm als politisch denkenden Menschen auch darum, mit seiner Kunst

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