Presse

08.04.2018

Apokalyptischer Reiter in Harmonie

Die Regensburger Künstlerin Marlies Bartl zeigt in der Galerie Carola Insinger stimmungsvolle abstrakte Bilder.

Von Michael Scheiner, MZ

Distelhausen. Ein Astronaut im Raumanzug, ein Reiter, Landschaften, ein riesiger Kopf. Vieles lässt sich entdecken in den Acrylbildern der Regensburgerin Marlies Bartl. Oder nichts. Einfach nichts – Leere! „Im freien Raum liegt der Sinn“, konstatiert Gisela Conrad in ihrer Einführung zur schlicht „Malerei“ betitelten Ausstellung von Bartl in Carola Insingers Galerie an der Naab, die bis 6. Mai zu sehen ist. Conrad wünscht Freude beim Entdecken von „Fülle und Leere“. Nun wissen wir spätestens seit dem jüngst verstorbenen Astrophysiker Stephen Hawkins, dass nichts tatsächlich nicht einfach ist – und Leere schon gar nicht. Tatsächlich gibt es auf den Leinwänden von Bartl, häufig im quadratischen Format, eine ganze Menge zu entdecken. Farbflächen, die oft in Hell-dunkel-Kontrasten nebeneinander stehen oder ineinander übergehen. Weißlich-grau gestaltete Räume, durchzogen von Schlieren und Farbspuren, in denen sich unverrückbare kuppenartige Gebilde erheben. Gitterstrukturen und gerüstartige Linien, die sich über Farbflächen und -flecken legen. Damit werden Fantasie und Erinnerungen angestachelt, nach abgespeicherten Dingen zu suchen, die sich in Übereinstimmung mit einer Figur oder realen Form bringen lassen. Aber, gemahnt Conrad, „die Formen der Künstlerin wollen nichts Gegenständliches abbilden“, selbst wenn Gesehenes und Erlebtes in den Malprozess der Künstlerin mit einfließe. Ist Bartl also eher eine Philosophin? Immerhin hat sie neben Kunst und Archäologie in München Sinologie studiert und sich intensiv mit dem Denken fernöstlicher Kultur, vor allem des Konfuzianismus und Daoismus beschäftigt. Diese überlieferten Denkrichtungen, die mit esoterischen Strömungen gerade auch in westlichen Industrieländern neue Anhänger gefunden haben, zeichnen sich durch ein Aufheben oder Integrieren von Gegensätzen aus. Hell und dunkel, schwach und stark, das Volle und das Leere oder „Ying und Yang“ als bekannteste Metapher für die vielfach beschworene Weisheit des Ostens, sind untrennbar verbunden. Sie bilden eine Einheit, ergänzen sich in einer Balance der Kräfte, während sie in unseren „westlich“ geprägten dualistischen Denkstrukturen aneinander zerrend auseinander streben.

Bezogen auf Bartls Bilder ist es letztlich doch eine Frage der Sichtweise, ob Betrachter in den weißen Farbräumen eine harmonische Verbindung zu den dunkel gehaltenen Flächen sehen oder lieber einen apokalyptischen Reiter erkennen wollen. Trotz starker Farben und Kontraste strahlen sie meist innere Ruhe und eine unbestimmte Gelassenheit aus. Dazu tragen auch die runden oder abgerundeten Formen viel bei, die nur selten Spannung oder leidenschaftliche Erregung aufkommen lassen. Es sind eher Stimmungen und innere Zustände, die aufflackern, aber auch wieder zu dekorativer Beiläufigkeit zusammensacken können. Die Ausstellung bis 6. Mai zu sehen. Sie ist geöffnet von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung: Tel. 0172 8610036.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Gisela Conrad (rechts) führte in Marlies Bartls Werk ein. Foto: Scheiner

Gisela Conrad (rechts) führte in Marlies Bartls Werk ein. Foto: Scheiner

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