Presse

07.05.2017

Menschen erstarren zu Gebirgen

Peter Nowotny zeigt in der Galerie Insinger in Distelhausen seine „Körperlandschaften“. Es geht ihm um Strukturen.

Von Ulrich Kelber, MZ

Pielenhofen. Künstler sprechen nicht gerne über Vorbilder und Einflüsse. Ganz anders Peter Nowotny. Er erzählt offen davon, dass für ihn die Karwendel-Bilder von Kurt von Unruh ein Erweckungserlebnis bedeuteten. Der preußische Generalssohn hatte sich 1918 in Mittenwald niedergelassen. Das Gebirgsmassiv, das je nach Wetterlage mal freundlich, mal bedrohlich wirkt, wurde zu Unruhs bevorzugtem Motiv. Die Darstellung der zerklüfteten Felswände bezeichnete Unruh als „Heilungsprozess“, bei dem er die traumatischen Erlebnisse des 1. Weltkriegs zu verarbeiten suchte (20 Jahre später, als seine Bilder von den Nazis als „entartet“ geächtet wurden, fand Unruh Zuflucht in der Oberpfalz, wo er bis zu seinem Tod 1986 lebte).

Harte, schroffe Linien kennzeichnen auch die „Körperlandschaften“ von Peter Nowotny. Diese Arbeiten aus den 80er Jahren, die sehr viel expressiver und wuchtiger sind als die weicher und abgeklärt wirkenden Werke jüngeren Datums, stellt er nun in der Galerie in Distelhausen erstmals öffentlich vor.

„Ich wollte Menschen malen wie Gebirge.“

Peter Nowotny

Auf den ersten Blick erkennt man kantige Felsbrocken, die noch nicht durch die Erosion abgeschliffen sind. Aber dann kristallisieren sich immer mehr Details heraus, man erahnt Köpfe und Körper, die von faltenreicher Kleidung verhüllt sind. „Ich wollte Menschen malen wie Gebirge“, zitierte die Kunsthistorikerin Caroline-Sophie Ebeling bei ihrer Eröffnungsrede als Anliegen Nowotnys.

Aber die Menschen werden nicht als Individuen sichtbar gemacht. Die Gesichter bleiben verhüllt unter einer Maske. Es geht – wie die Bildtitel verraten – um Körperhaltungen und Strukturen: „Umarmung“, „Sitzendes Paar“, „Liegende Frau“ oder „Kriechender“. Das Typische, das Exemplarische, das Verbindende wird gesucht, die Reduktion auf das symbolhafte Piktogramm.

Erstarrte, versteinerte Menschen: Das gibt den Bildern manchmal etwas Erschreckendes, vor allem wenn das schwarze Liniengerüst dominierend bleibt. Nur wenn weitere Farben hinzukommen, wenn der düstere Hintergrund mit roten, gelben oder blauen Strichen übermalt wird, schwindet der Eindruck von Abschottung und Entfremdung, dann wechselt die Stimmung ins Freundliche.

Als Künstler ist Peter Nowotny ein „Seiteneinsteiger“. Nach Regensburg kam er in den 70er Jahren zum Ingenieursstudium. Der Techniker schimmert auch in den künstlerischen Arbeiten durch, denn da werden immer die konstruktiven Elemente herausgestellt und da sorgt der analytische Blick für die Konzentration auf das Wesentliche. Nowotny bringt die Dinge auf den Punkt.

Neues Projekt in Ulm geplant
Spannend sind die Bilder in Distelhausen, aber Nowotnys künstlerisches Spektrum ist inzwischen viel breiter gefächert, zur Malerei sind Video und Neue Medien hinzugekommen. Erinnert sei auch an avantgardistische Projekte wie „Memopolis“, die Nowotny zusammen mit Raoul Kaufer und weiteren Künstlerkollegen realisiert hat. Wie Nowotny verrät, laufen gerade die Vorbereitungen für eine neue Aktion, die er mit Kaufer vorbereitet und die in Ulm stattfinden soll. Dort gab es die legendäre Hochschule für Gestaltung. Und darauf, so deutet Nowotny an, wollen sie bei dem Vorhaben Bezug nehmen.

Die Ausstellung „Körperlandschaften“ ist bis 11. Juni in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen bei Pielenhofen zu sehen: Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag von 14 bis 18 Uhr.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Peter Nowotny in der Ausstellung der Galerie Insinger Foto: Kelber

Peter Nowotny in der Ausstellung der Galerie Insinger Foto: Kelber

Peter Nowotny in der Ausstellung der Galerie Insinger Foto: Kelber

Peter Nowotny in der Ausstellung der Galerie Insinger Foto: Kelber

Peter Nowotny mit Galeristin Carola Insinger Foto: Kelber

Peter Nowotny mit Galeristin Carola Insinger Foto: Kelber

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