Presse

02.09.2019

Köpfe mit seherischem Blick

Sergio Sommavilla aus Brixen stellt seine Werke in der Galerie Insinger aus. Seine Werke haben einen gemeinsamen Nenner.

Von Andrea Leopold, MZ

Distelhausen. Köpfe sind das Markenzeichen von Sergio Sommavilla. Köpfe aus Holz, Köpfe aus Keramik, Köpfe aus Stein. „Und wenn ich Stein sage, dann würde Sergio nicht einfach Stein sagen, sondern vielleicht Muschelkalk, Carrara Marmor, Solnhofener Kalkschiefer, Dolomit Basalt, Pietra Seren und so weiter“, referiert Günther Kempf in seiner Eröffnungsansprache zur Ausstellung des Südtiroler Künstlers Sommavilla in Distelhausen.

Inspiriert wurde Sommavilla bei einem Urlaub im Alter von circa 25 Jahren auf den Kykladen in Griechenland. Er sah dort im Museum ganz vereinfachte, flache Steinköpf ein reduzierter Formensprache. „Da war ich so fasziniert, dass die damals imstande waren, auf das Minimum zu reduzieren und trotzdem den Ausdruck zu bekommen“, schwärmt der Künstler. Trotz einfachster Mittel bemerkte er die Form und den Ausdruck auf den Gesichtern.

Aufgewachsen ist Sommavilla in Gröden, jetzt lebt er in Brixen. Günther Kempf, der ihn immer wieder nach Regensburg einlädt, hat er bei dem Schneeskulpturen-Symposium auf der Plose kennengelernt. Sommavilla: „Es wird mir nicht langweilig mit den Köpfen. Sie sollen eine Ruhe ausstrahlen. Weder lachen noch weinen. Ich habe auch schon wütend probiert. Aber das ist nicht meines“.

Meditativ und stoisch
Mit stoischer Miene stehen seine Köpfe im Raum, als ob sie von Anbeginn der Zeit da wären. Ohne Hektik oder irritierende Emotionen beobachten sie reglos das Treiben und den hektischen Aktionismus ihrer Umgebung. Sie deuten auf einen unbewegten Beweger hin und schaffen Abstand und Distanz, erscheinen häufig introvertiert. Sie wirken zeitentrückt und als Gegenpol zur Burnout-Gesellschaft. So beschreibt Marlies Lüdtke Sommavillas Köpfe. Ihr Ausdruck sei ruhig, minimalistisch und sparsam. Beim Betrachtender Köpfe falle bei aller Unterschiedlichkeit ihr klassischer Charakter auf, der von der Ausstrahlung her archetypisch wirkt, die Urform des Seienden anstrebt. „Ihr Blick ist nach innen gewendet.“

„Es genügt die Andeutung eines Lächelns, der Hauch einer Anspannung, die Haltung zwischeninnerer Sammlung und plötzlicher Hinwendung an den Betrachter, der uns in den Bannzieht“, meint der italienische Historiker Hans Heiss. Und: „Sommavilla treibt auch sein Spiel mit den Dimensionen der Köpfe. Er bläst sie auf zu überdimensionaler, beinahe einschüchternden Form und schrumpft sie wieder zum Taschenformat ein“.

Ursprünglich kam der Künstler vom Holzbildhauen: Kirsch-, Birnen und Lindenholz, auch Birke bearbeitet er. Zuerst fertigt er Skizzen, dann sucht er sich das Material dazu aus. Steinskulpturen werden anfänglich mit Flex und Presslufthammer bearbeitet und in weiterer Folge mit immer feineren Utensilien aufbereitet bis zum Feinschliff. Das Material sei ihm sehr wichtig, sagt Sommavilla. Das Aussehen einer Skulptur ergebe sich während der Arbeit, dabei lasse er sich von der Natürlichkeit des Materials beeinflussen und schaue, was es ihm sage. Die Ideen und die Kreativität seiner Schüler hätten ihm Anregungen gegeben und ihn sehr weitergebracht, erzählt der Südtiroler, der seit 1972Kunsterzieher ist. Vorbelastet sei er von seinem Vater, der Steinmetz gewesen war.

Modigliani überholt
„Im Winter arbeite ich mit Terrakotta und Holz in Räumen, im Sommer dann im Freien mit Stein wegen der Staubbelastung“, erzählt Sommavilla. Viele sagen ihm nach, dass seine Werke ähnlich denen von Amedeo Modigliani seien. „Der hat aber bloß 24 Figurengeschaffen in seinem Leben. Fünf davon sind nicht fertig geworden, weil er sich das Bildhauen nicht leisten konnte“, erklärt er. Damit hat der Südtiroler den italienischen Künstler schon übertroffen.

Ausstellung:
Die Ausstellung in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen dauert bis zum 6. November. Geöffnet am Freitag, Samstag, Sonntag und Feiertag von 14 bis 18 Uhr.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Günther Kempf, Sergio Sommavilla und Carola Insinger verbindet eine langjährige Freundschaft. Foto: Andrea Leopold

Günther Kempf, Sergio Sommavilla und Carola Insinger verbindet eine langjährige Freundschaft. Foto: Andrea Leopold

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