Presse

02.08.2018

Ausstellung: Fabelhafte Wesen und Tiere

Helmut Wolf versteht sich auf Spott und Ironie. Seine witzigen Bilder und Skulpturen sind in Distelhausen zu sehen.

Von Ulrich Kelber, MZ

Pielenhofen. Ganz dandyhaft wirkt der hölzerne Herr in seinem weißen Sommeranzug und mit seinem roten Hemd und den roten Schuhen. Aber in dem Anzug steckt irritierenderweise kein Mensch: Man blickt in das würdevolle Gesicht eines mächtigen Gorillas. Da wird man erinnert an Franz Kafkas Erzählung „Bericht für eine Akademie“, einer bitterbösen Integrations-Satire, wo der Affe Rotpeter von seiner notgedrungenen Anpassung ans Menschendasein erzählt. Oder man denkt an Erich Kästners Gedicht von der „Entwicklung der Menschheit“, das zu dem skeptischen Schluss kommt, dass die Menschen „im Grund noch immer die alten Affen“ seien und noch immer derselbe Ton herrsche „wie seinerzeit auf den Bäumen“.

Ähnlich wie der französische Zeichner Grandville im 19. Jahrhundert hat auch der 1959 geborene Regensburger Bildhauer Helmut Wolf eine Vorliebe für anthropomorphe Mischwesen: Da gibt es wolfs- und löwenköpfige Männlein oder eine Frauengestalt wird zur wilden Tigerin.

Liebe zu den großen Primaten
Aber die Liebe des Künstlers gehört vor allem den großen Primaten, den Gorillas. Das beginnt bei der traditionellen Tierplastik, die das Charakteristische dieser Wesen herauszustellen sucht, um dann zunehmend auf Verfremdung zu setzen. So sieht man einen Gorilla etwas steif auf einem Surfbrett balancieren, schließlich werden die Körper immer menschlicher und nur noch der Affenkopf bleibt.

Auch in Wolfs Bildern, die von einem expressiven Malgestus und einer karikierenden Figuration geprägt sind, finden sich etliche Tiermotive. Besonders eindrucksvoll sind einige Gemälde, die von rasterartigen Strukturen geprägt sind. Helmut Wolf verwendet dabei Sägeplatten, die er in einem Steinmetzbetrieb gefunden hat. Der Steinmetz hat mit dem Trennschleifer auf diesen Holzunterlagen ein wildes Spurenrelief hinterlassen. Diese Unruhe des Malgrunds führt zu flirrenden visuellen Effekten, bei denen sich Op-Art und Pointillismus zu vermengen scheinen.

In den grob gehauenen und mit Acrylfarben bemalten Holzskulpturen von Helmut Wolf, die oft noch die Spuren der Kettensäge aufweisen, geht’s nicht nur tierisch zu, sondern im Mittelpunkt steht das Menschlich-Allzu menschliche. Einer der künstlerischen Ahnherren Wolfs könnte der spätgotische Bildhauer Ersamus Grasser aus Schmidmühlen sein, der Schöpfer der grotesken Moriskentänzer. Und unter den Künstlern der Gegenwart tun sich Parallelen zu Stephan Balkenhol auf, dem großen Meister der farbig gefassten Holzskulptur.

Witz und ein kritischer Blick
Was Wolfs große Stärke ist: Er hat Witz und er hat einen kritischen Blick. Die über30 Arbeiten, die er in der Galerie von Carola Insinger in Distelhausen ausstellt, sind fast allesamt in den letzten anderthalb Jahren entstanden. Wolf hat eine unerschöpfliche Phantasie und er ist ein genauer Beobachter. Einfach hinreißend sind seine tanzenden Paare und pralle Lebensfreude strahlen – ob im Bikini oder gar barbusig – seine Badenixen aus.

Wolf ist ein Künstler, der Lust an der Karikatur hat. Erkennt man da nicht eine Anspielung auf den Fernseh-Satiriker Jan Böhmermann und seinen Streit mit dem türkischen Potentaten Erdogan? Und das „Bayerische Kruzifix“ hat einen Doppeleffekt; denn es beschert den Amtsstuben nicht nur das vom bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder verordnete Kreuz, sondern bietet zugleich ein Porträt des sich so fromm gebenden Ministerpräsidenten. Fazit: eine recht vergnügliche Sommerausstellung!

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Hinreißend sind Helmut Wolfs Paare und pralle Lebensfreude strahlen - ob im Bikini oder gar barbusig – seine Badenixen aus. Foto: Kelber

Hinreißend sind Helmut Wolfs Paare und pralle Lebensfreude strahlen - ob im Bikini oder gar barbusig – seine Badenixen aus. Foto: Kelber

Helmut Wolfs Katzenskulptur ist besonders charmant. Sie bleibt ganz Katze und wird doch Mensch. Foto: Wolf

Helmut Wolfs Katzenskulptur ist besonders charmant. Sie bleibt ganz Katze und wird doch Mensch. Foto: Wolf

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