Presse

02.07.2020

Viel Tempo in Matthias Schlüters Bildern

Dynamik und Tempo sind angesagt bei der aktuellen Ausstellung in der Galerie von Carola Insinger in Distelhausenan der Naab.

Von Ulrich Kelber, MZ

PIELENHOFEN.Im „Futuristischen Manifest“ von 1909, das heute allerdings in weiten Teilen wegen seiner antifeministischen und kriegsverherrlichenden Sentenzen irritierend, ja abstoßend wirkt, schrieb Filippo Tommaso Marinetti den provokanten Satz: „Wir erklären, dass sich die Herrlichkeit der Welt um eine neue Schönheit bereichert hat: die Schönheit der Geschwindigkeit.

Ein Rennwagen, dessen Karosserie große Rohre schmücken, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen … ist schöner als die Nike von Samothrake.“ Die neue Mobilität veränderte die Kunst.

Dynamik und Tempo sind auch angesagt bei der aktuellen Ausstellung mit dem Titel „Reifen, Räder, Rotationen“ in der Galerie von Carola Insinger in Distelhausen an der Naab, die noch bis zum 24. Juli dauert (geöffnet Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr). „Die Arbeiten sind ganz neu, sie wurden noch nirgends gezeigt“, sagt Matthias Schlüter zu seinen Bildern und zu seinen kinetischen Objekten. Er ist ein Künstler, der sich immer wieder neu erfindet, so dass sein Schaffen ausgesprochen vielseitig und überraschend ist.

1952 in Berlin geboren, wo er an der Hochschule der Künste studierte, bereichert Matthias Schlüter seit vielen Jahren die bayerische Kunstszene, zunächst in Ingolstadt, wo er 1992 mit dem Kunstpreis der Stadt ausgezeichnet wurde, ab Mitte der 90er Jahre dann in Regensburg. Seit einiger Zeit hat er sein Atelier in Beratzhausen, wo auch sein Künstlerfreund Helmut Wolf tätig ist.

Die Faszination der Geschwindigkeit: Bei Matthias Schlüter sind es jedoch keine lärmenden Rennautos, sondern seine Straßenflitzer sind Radler. Aber nur selten sieht man auf den Bildern die Menschen, die da flott in die Pedalen treten. Meist konzentriert sich der Maler auf Details, auf einen Reigen der sich drehenden Räder. Es fasziniert die malerische Raffinesse, mit der es Schlüter gelingt, die rasende Bewegung visuell anschaulich zu machen. Zu verdanken ist diese Imagination auch einer auf dezente Töne reduzierten Farbpalette. Der Blick des Betrachters wird ganz automatisch auf diese flirrende Rotation gelenkt.

Matthias Schlüter entpuppt sich so manches Mal als Spaßvogel. Da gibt es beispielsweise ein Bild mit dem Titel „Klorollen“. Diese sind angeordnet wie ein Räderwerk und geben so einen lustigen Kommentar ab zu den hysterischen Hamsterkäufen zu Beginn der Corona-Epidemie. Vollends zeigt sich Schlüters Lust an der Spielerei bei seinen beweglichen, teils motorgetriebenen Objekten. Das reicht vom Topfdeckel-Orchester bis zu einer Art Windrad, auf dem Donald-Duck-Figuren herumwirbeln – wobei der Titel „Donald dreht durch“ wohl doppeldeutig gemeint ist.

Eine vergnügliche Ausstellung, zu der noch eine Anmerkung angebracht ist. Matthias Schlüter ist, obwohl er ein Akademiestudium vorweisen kann, bescheiden geblieben und wahrt Augenmaß. Die Preise für seine schönen Bilder sind sehr niedrig angesetzt – für dieses Geld würde man kein ordentliches Fahrrad bekommen. (uk)

Ausstellung:
“REIFEN, RÄDER, ROTATIONEN” von Matthias Schlüter ist bis zum 26. Juli in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen zu sehen, Freitag bis Sonntag und an Feiertagen von 14 bis18 Uhr, sowie nach Vereinbarung.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung , Artikel und Fotos

Matthias Schlüters Werke sind in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen zu sehen. Foto: Ulrich Kelber

Matthias Schlüters Werke sind in der Galerie Carola Insinger in Distelhausen zu sehen. Foto: Ulrich Kelber

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